Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zum Fremdenverkehrs‐ bzw. Tourismusbegriff
Abstract
Wer möchte heute bestreiten, dass die Erscheinung des Fremdenverkehrs oder Tourismus — als Synonyme verstanden — nicht ein multidimensionales und multidisziplinäres Gebilde, in der modernen Sprache des Wissenschaftlers ausgedrückt, System, darstellt? Tatsächlich hat sich der Tourismus der letzten Jahrzehnte stark verändert, zumal er sich von einer Randerscheinung — bezogen auf eine verhält‐nismässig kleine Schicht Privilegierter — zu einer zentralen Erscheinung des menschlichen Lebens entwickelt hat. Nicht nur die wirtschaftlichen Verhältnisse der neueren Zeit, sondern die erschwerten physiologischen und psychologischen Lebensbedingungen Hessen den jährlichen Ferienaufenthalt zu einer existenziellen Bedingung werden. Anderseits hat die weltumspannende Arbeitsteilung zu einer Vervielfachung wirtschaftlicher und damit menschlicher Kontakte geführt, die das tägliche Reisegeschehen wesentlich prägen. Es überrascht deshalb nicht, dass z. B. die seinerzeitige, von den Professoren Hunziker und Krapf aufgestellte Definition, die später von der AIEST übernommen wurde, der tatsächlichen Entwicklung des Tourismus nicht mehr genügen konnte. Dieser Begriff «Aufenthalt Ortsfremder, sofern durch den Aufenthalt keine Niederlassung zur Ausübung einer dauernden oder zeitweilig hauptsächlichen Erwerbstä tigkeit begründet wird» beschränkt den Fremdenverkehr auf den reinen Aspekt des Konsums und lässt Reisen zu geschäftlichen bzw. wirtschaftlichen Zwecken sowie den sich im letzten Jahrzehnt ebenfalls stark entwickelten Kongress‐tourismus ausser acht.
Citation
Kaspar, C. (1979), "Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zum Fremdenverkehrs‐ bzw. Tourismusbegriff", The Tourist Review, Vol. 34 No. 2, pp. 5-9. https://doi.org/10.1108/eb057783
Publisher
:MCB UP Ltd
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